Entwicklungspolitische Fachtagung der Stadt: Niemanden bei globaler Entwicklung zurücklassen

Entwicklungspolitische Fachtagung der Stadt Wien erörtert Handlungsbedarf bei der Inklusion von Menschen mit Behinderung

MA 27

Anlässlich der diesjährigen entwicklungspolitischen Fachtagung der Stadt Wien sprachen am 4. Dezember 2017 im Wiener Rathaus internationale ExpertInnen zu aktuellen Fragen rund um das Thema Inklusion von Menschen mit Behinderung. Weltweit leben rund eine Milliarde Menschen mit einer Behinderung, 80 Prozent davon in Ländern des Globalen Südens. Behinderungen und Armut sind eng miteinander verbunden: Einerseits können Mangelernährung und fehlende gesundheitliche Versorgung zu dauerhaften Behinderungen führen, andererseits tragen Behinderungen zu Armut bei. Da Betroffene auf vielen Ebenen benachteiligt sind, ist besonders der Zugang zu Bildung erschwert und in Folge dessen die Chance auf dem Arbeitsmarkt erheblich eingeschränkt.

Leitmotiv der Sustainable Development Goals (SDG) muss umgesetzt werden

Um die weltweite Situation von Menschen mit Behinderung zu verbessern und deren Rechte zu stärken, wurde 2006 die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung verabschiedet. Auch in den Nachhaltigen Entwicklungszielen (SDGs), zu deren Umsetzung sich alle UN-Staaten bekannt haben, wurde die Einbindung von Menschen mit Behinderung verankert. Trotzdem sind wir in vielen Teilen der Welt von einer inklusiven Gesellschaft noch weit entfernt. Victoria Lee vom Büro des UN-Hochkommissars für Menschenrechte (OHCHR) in Genf unterstrich in ihrem Vortrag die Wichtigkeit der sozioökonomischen Inklusion, auf die die Menschen mit Behinderung einen international garantierten Anspruch haben. Der ehemalige Nationalratsabgeordnete Franz-Josef Huanigg brachte bewegende Beispiele von umgesetzter Inklusion aus Äthiopien bzw. aus Albanien. Weiters plädierte er für mehr Investitionen in den Bereichen Ernährungssicherheit und Gesundheit sowie für eine Verschränkung von Humanitärer Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit.

Best Practices der Inklusion

Die Fachtagung thematisierte mit Vorträgen von internationalen Gästen auch die Fragen, wie eine inklusive Gesellschaft möglich sein kann und welche Rahmenbedingungen es für ein selbstbestimmtes Leben braucht. Shitaye Astawes, Expertin für Behindertenrechte in Äthiopien, stellte in diesem Zusammenhang das EU-Projekt „Bridging the gap – Disability and Inclusion in Ethiopia“ vor. Johanna Mang von der Organisation „Licht für die Welt“ unterstrich in ihren Ausführungen die multidimensionale Armut von Menschen mit Behinderung, die es zu überwinden gilt. Rund 90 Prozent der Kinder mit einer Behinderung, die in einem Entwicklungsland leben, können nicht die Schule besuchen und bleiben somit auf Dauer von Bildung, Arbeit, Einkommen und Gesundheitsversorgung ausgeschlossen. Interessante Erfahrungen konnte Anja Pfaffenzeller einbringen, die als selbst Betroffene, zwei Jahre in der Berufsförderung für Blinde und Sehbehinderte in Brasilien tätig war. Abschließend wurden die beeindruckenden Ergebnisse eines von der Stadt Wien kofinanzierten Projekts der Volkshilfe in der Republik Moldau von Julia Webinger referiert. Dabei ist es gelungen, Menschen mit Behinderung eine Ausbildung im Bereich Gastronomie zu ermöglichen und diese langfristig am Arbeitsmarkt unterzubringen.

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