Die öffentliche Erreichbarkeit regionaler Zentren in Österreich

Das öffentliche Verkehrsangebot in Österreich
Elf von 124 regionalen Zentren sind gar nicht mit der Bahn erreichbar. Foto: stokkete

Beim öffentlichen Verkehrsangebot in den Regionen gibt es in Österreich sehr große Unterschiede, wie eine VCÖ-Publikation zeigt. In vielen Bezirken ist das Angebot an schulfreien Tagen sehr mangelhaft. Weiteres Problem: Vielerorts fehlt es an sicheren Geh- und Radwegen, wodurch auch viele kurze Wege mit dem Auto statt mit dem Fahrrad zurückgelegt werden.

In Österreich gibt es 124 regionale Zentren, die für die Region als Wohn-, Arbeits- und / oder Ausbildungsort eine wichtige Bedeutung haben. „Während de facto jede Almhütte mit dem Auto erreichbar ist, sind nicht einmal alle regionalen Zentren ans Bahnnetz angeschlossen“, stellt VCÖ-Experte Markus Gansterer fest. Elf regionale Zentren in Österreich sind nicht mit der Bahn erreichbar: Abtenau, Birkfeld, Eisenerz, Ferlach, Güssing, Matrei in Osttirol, Oberwart, Oberpullendorf, Völkermarkt, Waidhofen an der Thaya und Zwettl.

Einige davon, wie Zwettl, Waidhofen/Thaya, Oberwart und Oberpullendorf haben zumindest zahlreiche Buslinien. Die häufigste Anzahl an Bahnverbindungen weist Wiener Neustadt mit 495 Zughalten pro Werktag auf, gefolgt von Baden (356) und Mödling (270). Sechs weitere regionale Zentren (Wels, Amstetten, Bludenz, Vösendorf, Bruck an der Mur, Gänserndorf) haben mehr als 200 Zughalte pro Tag, berichtet der VCÖ.

In 19 Bezirken benötigt an einem Werktag mehr als die Hälfte der Bevölkerung über eine halbe Stunde, um das nächste regionale Zentrum mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Im Bezirk Rohrbach in Oberösterreich können überhaupt nur 27 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner das nächste regionale Zentrum innerhalb einer halben Stunde mit dem Öffentlichen Verkehr erreichen, im Bezirk Villach Land nur 34 Prozent und in Graz-Umgebung nur 36 Prozent. Auch in St. Pölten Land und Klagenfurt Land ist der Anteil niedrig. „Dass selbst im Umland von Landeshauptstädten viele keine schnelle Verbindung in die Stadt haben, ist ein Zeichen für massive Fehler bei der Siedlungspolitik und ist die Ursache für die verstopften Straßen bei den Stadteinfahrten bzw. am frühen Abend bei den Stadtausfahrten“, stellt Gansterer fest.

Der VCÖ weist darauf hin, dass in etlichen Regionen nur der Schülerverkehr für ein regelmäßiges Busangebot sorgt. An schulfreien Tagen ist das öffentliche Verkehrsangebot zum Teil mehr als trist. Besonders deutlich ist der Unterschied im Bezirk Jennersdorf. Während an Schultagen immerhin 67 Prozent das nächste regionale Zentrum innerhalb einer halben Stunde mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen können, sind es an schulfreien Tagen nur magere elf Prozent. Große Unterschiede weisen auch die Bezirke Tamsweg, Hartberg-Fürstenfeld, Oberwart, Güssing, Völkermarkt und Feldkirchen auf.

Der VCÖ ist für ein dichteres Öffentliches Verkehrsnetz und häufigere Bahn- und Busverbindungen in den Regionen und zwar auch an schulfreien Tagen und außerhalb der klassischen Pendlerzeiten. „Die Arbeitszeiten werden immer flexibler. Die Pendlerinnen und Pendler brauchen auch außerhalb der klassischen Pendlerzeiten ein gutes und regelmäßiges Angebot“, stellt Gansterer fest. Vorbild ist dabei aus Sicht des VCÖ die Schweiz, wo in und aus allen Orten, in denen mindestens 300 Personen wohnen, arbeiten oder eine Ausbildung absolvieren, es mindestens zwölf Busverbindungen pro Tag geben muss. Für Österreich wurden zwar im Jahr 2014 derartige Standards definiert, aber noch immer nicht flächendeckend umgesetzt.

„Dem politischen Bekenntnis zu den Regionen sind auch verstärkte Investitionen ist die Verbesserung des öffentlich zugänglichen Mobilitätsangebot zu folgen, um der Bevölkerung den Umstieg auf klimaverträgliche Mobilität zu ermöglichen“, so Gansterer. 46 Prozent von Österreichs Bevölkerung leben in so genannten peripheren Bezirken. Österreich kann seine Klimaziele im Verkehr nur erreichen, wenn auch in den Regionen mehr Autofahrten auf Bahn, Bus oder Fahrrad verlagert werden. Derzeit fahren Bewohnerinnen und Bewohner peripherer Bezirke im Schnitt mit 11.580 Kilometer um rund 2.000 Kilometer pro Jahr mehr mit dem Auto als Bewohnerinnen und Bewohner zentraler Bezirke (9.610 km).

Vier von zehn Autofahrten in den ländlichen Regionen sind kürzer als fünf Kilometer. Das Potenzial zur Verlagerung von Autofahrten auf das Fahrrad ist groß, umso mehr als Elektro-Fahrräder immer beliebter werden. Voraussetzung für die stärkere Nutzung des Fahrrads in den Regionen ist eine gute Infrastruktur für den Radverkehr. „In den meisten Regionen ist der Aufholbedarf bei Radwegen für den Alltagsradverkehr sehr groß“, so VCÖ-Experte Gansterer.

Ein extremer Verkehrserreger ist die Zersiedelung. Die Siedlungspolitik ist ein wichtiger Schlüssel für ein klimaverträgliches Mobilitätsverhalten in den Regionen. Ortskerne und die Nahversorgung sind zu stärken. (VCÖ)

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