Insolvenzfälle im Bundesländervergleich

In den ersten drei Quartalen 2018 gab es eine hohe Anzahl von Privatkonkursen und einen starken Anstieg von Firmenpleiten in Niederösterreich. Foto: Gajus-Images

Insolvenz
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Wie die vorläufige Insolvenzstatistik des KSV1870 ergibt, wurden in den ersten drei Quartalen 2018 in Österreich insgesamt 7.801 private Schuldenregulierungsverfahren eröffnet. Das bedeutet ein sattes Plus von fast 66 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2017. Die Verbindlichkeiten belaufen sich auf EUR 1.502 Millionen und haben sich dabei um fast 166 Prozent erhöht.

Bei den Unternehmensinsolvenzen zeigt die vorläufige Insolvenzstatistik für die ersten drei Quartale des Jahres 2018 gegenüber dem Vergleichszeitraum 2017 einen österreichweit leichten Anstieg um knapp 2 Prozent auf 3.785 Insolvenzen. Parallel dazu sind auch die Passiva der insolventen Firmen um etwa 21 Prozent auf EUR 1.293 Millionen angewachsen. Gleichzeitig ist auch die Zahl der betroffenen Dienstnehmer um mehr als 22 Prozent auf 14.200 Personen angewachsen.

Privatkonkurse auf Rekordhoch

7.801 Privatkonkurse in den ersten drei Quartalen 2018 bedeuten nicht nur ein sattes Plus von fast 66 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres, sondern gleichzeitig einen absoluten Höchstwert. Grund dafür ist das Insolvenzrechtsänderungsgesetz 2017 (IRÄG 2017), wodurch die Zahl der Schuldneranträge im vergangenen Jahr zunächst deutlich rückläufig war und erst im vierten Quartal 2017 wieder zugenommen hat. Dieser Trend setzte sich 2018 in den ersten neun Monaten fort: „Die aktuellen Höchstwerte sind das Ergebnis des IRÄG 2017 und der Entwicklung in den letzten Monaten“, erklärt Dr. Hans-Georg Kantner, Leiter KSV1870 Insolvenz. Selbst im Vergleich mit einem „normalen“ Insolvenzjahr, also einem Jahr ohne Einschnitt durch die Gesetzgebung, ergibt sich bei den eröffneten Schuldenregulierungsverfahren ein deutliches Plus von knapp 28 Prozent.

Private haben EUR 1.502 Millionen Schulden

Parallel zu den Privatkonkursen ist es auch bei den damit verbundenen hochgerechneten Verbindlichkeiten zu einem kräftigen Zuwachs von knapp 166 Prozent gekommen. Diese belaufen sich auf insgesamt EUR 1.502 Millionen oder durchgerechnet auf EUR 193.000 pro Schuldner. Dieser Durchschnittswert liegt deutlich über dem langjährigen Schnitt, der sich in etwa bei EUR 120.000 pro Schuldner befindet und indiziert, dass durch das IRÄG 2017 vermehrt Schuldner mit hohen Verbindlichkeiten eine Schuldenregulierung bzw. Restschuldbefreiung anstreben.

Eröffnete Privatkonkurse im Bundesländervergleich I. – III. Quartal 2018

Quelle: © KSV 1870

Leichter Anstieg von Firmenpleiten

In den ersten drei Quartalen 2018 zeigt sich eine leichte Zunahme der Firmenpleiten von knapp 2 Prozent auf 3.785 Insolvenzen gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Damit liegt dieser Zuwachs durchaus im prognostizierten Bereich und ist vor allem darauf zurückzuführen, dass nach durchschrittener Talsohle im vergangenen Jahr jetzt wieder mit Zuwächsen zu rechnen war. Dabei zeigte sich, dass sowohl die eröffneten Insolvenzverfahren (+ 2,2 Prozent) als auch die mangels Vermögens nicht eröffneten Verfahren (+ 1,6 Prozent) leicht zugelegt haben.

Firmeninsolvenzen: plus 10 Prozent in Niederösterreich

Im Bundesländervergleich zeigen sich für die ersten drei Quartale teils deutliche Unterschiede gegenüber 2017. Den größten Zuwachs gibt es in Niederösterreich mit einem Plus von fast 10 Prozent zu vermelden. Spürbare Anstiege konnten auch in anderen Bundesländern verzeichnet werden: Kärnten befindet sich mit einem Plus von rund 9 Prozent auf Platz 2, gefolgt von Vorarlberg mit knapp 7 Prozent mehr Firmeninsolvenzen. Den deutlich größten Rückgang verzeichnet Tirol mit einem Minus von mehr als 11 Prozent. Ebenfalls rückläufig sind die Unternehmensinsolvenzen in Salzburg mit über 7 Prozent weniger Fällen.

Firmeninsolvenzen im Bundesländervergleich I. – III. Quartal 2018

Quelle: © KSV 1870

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KSV 1870

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