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In Sachen Zahlungsdauer hat der öffentliche Sektor den größten Aufholbedarf. Bund und Länder hinken dabei deutlich hinter: Mit einer durchschnittlichen Zahlungsdauer von 37 Tagen verstoßen sie sogar gegen die von ihnen selbst gesetzlich festgelegten Zahlungsfristen.

Mag. Ricardo-José Vybiral, MBA, Vorstand der KSV1870 Holding AG, Foto: Petra Spiola

Wie die Ergebnisse des vom KSV1870 durchgeführten Austrian Business Check zur Zahlungsmoral in Österreich bestätigen, hat die Öffentliche Hand im Vergleich zu den Firmen- (29 Tage) und Privatkunden (17 Tage) die klar längste durchschnittliche Zahlungsdauer (34 Tage) vorzuweisen. Dabei bereiten Bund und Länder mit je 37 Tagen die größten Sorgen: „Mit dieser Zahlungsmoral brechen sie nicht nur ihre selbst festgesetzten Zahlungsziele, sondern sind zugleich ein schlechtes Vorbild“, erklärt Mag. Ricardo-José Vybiral, MBA, Vorstand der KSV1870 Holding AG. Aufgrund der guten Wirtschaftslage sind unpünktliche Zahlungen nicht notwendig: „Ein nachlässiges Zahlungsverhalten ist bei der aktuell guten Konjunktur unverständlich. Zusätzlich wären die dadurch entstehenden Betreibungskosten, die auf das Konto der Unternehmen gehen, vermeidbar“, so Vybiral.
71 Prozent der Befragten stufen die derzeitige Wirtschaftslage als sehr gut bzw. gut ein.

Anpassung verfehlt Wirkung
Die Unternehmen haben versucht, die Zügel anzuziehen und passten das Zahlungsziel auf Bundes- und Landesebene von 32 auf 30 Tage an. Das hat jedoch die gewünschte Wirkung verfehlt. Während beim Bund der Zahlungsverzug auf sieben Tage (plus 2) anstieg, erhöhte sich bei den Ländern der Verzug sogar um drei auf jetzt ebenfalls sieben Tage. Mit einer daraus resultierenden Zahlungsdauer von 37 Tagen liegen beide deutlich über dem gesetzlich festgelegten Zahlungsziel. Die große Ausnahme am öffentlichen Sektor sind, wie schon in der jüngeren Vergangenheit, die Gemeinden mit einer Zahlungsdauer von
30 Tagen.

Grafik: KSV1870

Vorarlberger Gemeinden zahlen innerhalb von 25 Tagen
Bei den Bundesländern gibt es sowohl auf Länder- als auch auf Gemeindeebene starke Schwankungen. Während das Land Burgenland durchschnittlich 51 Tage benötigt, um offene Forderungen zu begleichen, ist das Land Steiermark mit 33 Tagen verhältnismäßig flott unterwegs. Auf Gemeindeebene sind es die Vorarlberger, die innerhalb von 25 Tagen bezahlen und damit nicht nur am schnellsten sind, sondern sogar innerhalb des Zahlungsziels bezahlen.

Gründe für den Zahlungsverzug
Egal ob bei Firmen- oder Privatkunden: Der momentane Liquiditätsengpass findet sich nach wie vor unter den Top-Motiven, warum Zahlungen verspätet beglichen werden. Allerdings ist für knapp 54 Prozent der Befragten eine ineffiziente Verwaltung der Firmenkunden der Hauptgrund für das Nichtbezahlen von Rechnungen innerhalb der festgelegten Fristen. Im Gegensatz dazu wird bei den Privatkunden die Vergesslichkeit in 63 Prozent der Fälle als Grund Nummer eins angesehen. Im öffentlichen Bereich wird hingegen ein gänzlich anderes Motiv als Hauptgrund vermutet: „Knapp die Hälfte ist sich sicher, dass die Öffentliche Hand ihre Machtposition ausnützt, um nicht fristgerecht zu bezahlen“, so Koch.

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AUSTRIAN BUSINESS CHECK 2018

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